Kinder der Dunkelheit
Kinder der Dunkelheit lachen,
wenn ihnen nach weinen zumute ist.
Kinder der Dunkelheit schweigen,
wenn ihre Seele schreit.
Kinder der Dunkelheit sagen, sie fühlen keinen Schmerz,
wenn es sie innerlich zerreißt.
Kinder der Dunkelheit lieben,
obwohl sie der Hass auffrisst.
Kinder der Dunkelheit sieht man nur im Licht,
weil es dann seine Schatten wirft.
Denn nichts anderes sind sie,
Schatten ihres Selbst.
Kein Mensch kann ihr Gesicht erkennen,
weil niemand sehen kann, wie sie wirklich sind.
Kein Mensch kann sie berühren,
weil sie innerlich gestorben sind.
Um genau diese Menschen geht es auf meinem Blog. Menschen, die am Leben verzweifeln. Ich nenne sie Kinder der Dunkelheit. Diese Kinder haben kein Alter. Jeder von uns trägt sein Inneres Kind in sich. Manche sind aufgeweckt, fröhlich, wollen die Welt entdecken und besitzen die stärkste Kraft des Lebens überhaupt: sich selbst anzunehmen, so wie man ist. Sie sind die Kinder des Lichts, die ihr Leben voller Zuversicht bestreiten. Solche Inneren Kinder wissen, was es heißt, geliebt zu werden. Sie haben Unterstützung, Anerkennung, Zuspruch und Bestätigung erfahren, wodurch sich ein gesundes Selbstbild entwickeln konnte. Auch in schwierigen Situationen sehen sie positiv, mit Hoffnung und Mut in die Zukunft, weil sie von klein auf viel Vertrauen erfahren haben. Ihre Eltern (oder andere Bezugspersonen) sind der Verantwortung nachgekommen, das Urvertrauen im Kind aufzubauen, in dem sie es beschützt, behütet und liebevoll aufzogen. Kinder des Lichts fürchten das Leben nicht, sie lieben es, genau, wie sie auch in der Lage sind, sich selbst zu lieben.
Ein Kind der Dunkelheit hat anstatt Liebe und Wertschätzung das genaue Gegenteil erfahren. Diese Kinder wissen nicht, wie es sich anfühlt, um seiner selbst Willen geliebt zu werden. Sie kennen keinen Zuspruch, ehrliche Zuneigung oder freie Entfaltung. Ihr Leben ist geprägt von Angst, Aushalten und Anpassung. Sie werden mit Vorwürfen groß, machen nichts richtig und ihr Selbstbild baut auf Verachtung der Menschen auf, die ihnen eigentlich Liebe entgegenbringen sollten. Um das Leid und die Missachtung ihrer Person irgendwie auszuhalten, bauen sich Kinder der Dunkelheit eine innere Schutzmauer auf. Ihr wahres Selbst wird verbannt, damit es niemand mehr verletzen kann. So ertragen sie alles Leid, das man ihnen zufügt.
Dieses verbannte Selbst ist es, das jedoch auch später nicht aufhört, nach Hilfe zu schreien. Doch ein Kind der Dunkelheit würde das niemals zugeben, denn wenn das Leben sie eins gelehrt hat, dann ist es das, dass ihnen niemand helfen wird, egal wie laut sie schreien. Kinder der Dunkelheit sagen, sie fühlen keinen Schmerz, obwohl es sie innerlich zerreißt. Nach außen geben sie sich stark, nichts scheint ihnen etwas anhaben zu können und ihre Kraft wirkt unerschöpflich. Sie sind Meister der Täuschung, der sie irgendwann selbst erliegen. Ohne Grenzen stellen sie sich den Aufgaben des Lebens, bis die Schreie in ihrem Inneren sie in die Knie zwingen. Wenn diese erklingen, fühlen sie wieder ihre Schwäche, die Wertlosigkeit, den Schmerz, der ihnen zugefügt wurde, und dem sie versuchen zu entkommen. Dann beginnt der Selbsthass in ihnen zu wüten, während ihr Leben über sie zusammenbricht. Jetzt übernimmt das verbannte Kind der Dunkelheit die Führung, das keinen Ausweg mehr sieht. Wie sollte es das auch? Wurde es doch in die dunklen Tiefen des Selbst verbannt, wo es ungehört um Hilfe schreit, allein mit aller Verzweiflung und dem unermesslichen Schmerz, den vermeintlich das Leben über sie gebracht hat. Aber es ist nicht das Leben, das die Verantwortung für ihr Leid trägt. Es sind Menschen und die Umstände, die herrschten.
Es ist nie zu spät, sein Inneres Kind an die Hand zu nehmen und aus der Dunkelheit ins Licht zu führen. Dazu muss man allerdings beginnen, den Schreien der Verzweiflung zuzuhören und anfangen, das eigene Leid zu sehen. Die aufgebaute Schutzmauer muss eingerissen werden. Doch nichts fürchten Kinder der Dunkelheit mehr, als sich ihrem Selbst zu stellen und dieses verdrängte Leid an sich heranzulassen.
Mit meinem Roman „Wenn der Himmel dich verlässt“ und diesem Blog, möchte ich versuchen, für die Kinder der Dunkelheit zu sprechen. Sie fühlen sich allein mit ihrem Schmerz, doch das sind sie nicht. Ihr Schicksal teilen Millionen von Menschen. Natürlich macht das nichts besser oder leichter, aber vielleicht ist es ein kleiner Trost, zu wissen, dass es sehr wohl Menschen gibt, die sie verstehen. Wenn Kinder der Dunkelheit sich den Tod wünschen, hat das seine Berechtigung. Wieso sollte man auch an einem Leben festhalten, das nur Qual bedeutet? Es ist unerlässlich, offen darüber zu sprechen und nicht alles mit positiven Gedanken zu beschönigen. An erfahrenem Leid gibt es nichts gut zu reden! Es hat etwas mit diesen Kindern gemacht und nun geht es darum, diesem Leid Worte zu geben. Denn Worte sind mächtig. Durch sie findet Heilung statt und wir beginnen zu verstehen, warum wir fühlen, wie wir fühlen.
Auszug aus „Wenn der Himmel dich verlässt“:
„Ihre Worte sind wie Magie. Sie heilen etwas in mir. Dabei wird mir klar, wie mächtig Worte sind. Sie können Menschen zerstören oder sie retten. Mich retten sie, weil ich dadurch erkenne, mich nicht länger selbstverurteilen zu müssen.“
Vielleicht ist das Licht für manch einen ein zu großes und schier unerreichbares Ziel, darum möchte ich noch einen anderen Satz aus einem meiner Romane einfügen, der eine sehr gute Metapher darstellt:
„Wir werden uns in der Dämmerung finden, wo Licht und Finsternis aufeinandertreffen.“
Ich wünsche jedem Leser von ganzem Herzen, dass er die innere Angst überwindet und sich auf den Weg in die Dämmerung begibt, um dort sein Selbst wiederzufinden.
Hey ich hoffe Mal das es einige Menschen gibt, die sich dadurch öffnen und ihren Mut wieder finden um sich helfen zu lassen.
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